Noch vor der parlamentarischen Sommerpause hat die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag in einem Dringlichen Antrag eine Anhörung zum Thema Kinderschutz gefordert, um in Hessen den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch zu stärken. Anlass sind die neuesten veröffentlichen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA), die einen Anstieg von registrierten Missbrauchsfällen in Hessen aufzeigten. Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, forderte einen Austausch mit allen Beteiligten aus den Bereichen der Wissenschaft, der Kinder- und Jugendhilfe, mit kommunalen Vertretern, Vertretern des Gesundheits- und Bildungswesen, der Polizei, Justiz, Fachberatungsstellen, Opferschutzverbänden sowie Kinderschutzvereinen und -verbänden.
Gnadl sagte dazu am Freitag in Wiesbaden: „Jeder Missbrauchsfall ist einer zu viel. In Hessen gibt es bereits Strukturen, die Missbrauchsfälle verhindern und Kinder schützen sollen. Aber die neuesten Zahlen des BKA zeigen, dass wir gerade in Hessen noch mehr unternehmen müssen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch und Misshandlungen zu stärken. Dazu müssen alle Betroffenen und Beteiligten an einen Tisch. Eine parlamentarische Anhörung, wie wir sie fordern, ist dafür ein wichtiger Schritt, um ein Maßnahmenpaket zu schnüren, mit dem wir Missbrauch besser verhindern und zurückdrängen können.“
Für Gnadl stünden bereits drei wichtige, zu ergreifende Maßnahmen im Vordergrund: „Wir brauchen eine dauerhafte Landesförderung der Ombudsstelle für Kinder- und Jugendrechte in Hessen, damit Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen auch dort Beratung und Unterstützung erhalten. Eine besonders wichtige Rolle spielten außerdem die Jugendämter. Das Land muss aufzeigen, wie es die kommunalen Jugendämter besser unterstützen und bei ihrer Arbeit fördern kann. Hierbei muss auch die Bedeutung von landesweiten Standards, sowie Fragen der Dienst- und Fachaufsicht intensiv diskutiert werden. Darüber hinaus sollte die Landesregierung eine Dunkelfeldstudie mit wissenschaftlicher Begleitung in Auftrag geben.“
Das Dunkelfeld – also die nicht angezeigten Fälle im gesamten Bereich des Missbrauchs – gehe wohl deutlich über die bekannten Schicksale hinaus. Es werde so ein genaueres Bild der Kriminalitätslage ermöglicht und Maßnahmen und Strategien könnten dadurch besser angepasst werden.